8 Zoll Newton Teleskop |
Ein provisorischer
Zusammenbau zum First Light, auf einer Dobson-Montierung.
Gesamtkonzept
des Newtons:
Abweichend zu den handelsüblichen Instrumenten hat der optische Tubus folgende zusätzliche Funktionen:
- Der Brennpunkt kann in zwei
verschiedene Positionen gebracht
werden, um einerseits optimale Gegebenheiten für kontrastreiche
Planetenbeobachtung zu erreichen, zum anderen aber Fotografie mit
Kleinbildkameras zu ermöglichen. Dazu kann der Hauptspiegel in der
Fassung auf einfache Weise um 45mm verschoben werden.
- Der Fangspiegel kann ausgewechselt
werden, um mit einem
großen Fangspiegel die Ausleuchtung des Bildfeldes zu verbessern.
Durch eine justierkonstante Schnellverbindung des Fangspiegelhalters
mit den Haltestreben erfolgt der Wechsel in wenigen Minuten.
- Der vordere Tubusteil mit dem
Okularauszug ist rotierbar. Das
erspart das Drehen des gesamten Tubus in den Rohrschellen, wenn die
Einblickposition verändert werden soll. Dazu wird ein spielfreier
Drehkranz in den Tubus integriert.
Kenndaten des Newtons
effektiver Hauptspiegeldurchmesser | 204mm |
Brennweite |
1246mm |
Öffnungsverhältnis |
f/ 6,1
|
Fangspiegel-Obstruktion
(visueller Modus) |
19,5% |
Bildfeldausleuchtung
(100%, visueller Modus) |
8mm |
Brennpunktlage über Tubus (visueller Modus) | 55mm |
Brennpunktlage über Tubus (fotografischer Modus) | 100mm |
Sucher |
7 x 50 |
Tubusabmessung (Länge x
Durchmesser) |
1200 x 256mm |
Gesamtmasse (mit Prismenschiene
und Sucher) |
11,5kg |
Spiegelzelle für den
Hauptspiegel:
Ein Newton-Teleskop sollte auf seinen
schwerpunktmäßigen
Anwendungsbereich optimiert werden. Wer hauptsächlich Mond und
Planeten beobachtet, wird besonderen Wert auf visuelle
Kontrastschärfe legen. Dafür ist es neben einer guten
Spiegelqualität wichtig den Fangspiegel möglichst klein zu
dimensionieren, um trotz der Obstruktion des Strahlenganges nur wenig
Kontrast zu verlieren. Der Fangspiegel kann kleiner ausfallen wenn er
dichter am Brennpunkt liegt, d.h. der Brennpunkt sich möglichst
nahe an der Tubuswand befindet.
Leider ermöglicht ein tiefer
Brennpunkt keine Fotografie mit
KB-Kameras, da die zusätzliche optische Weglänge der Kamera
von ca. 45mm berücksichtigt werden muss. Bei einer Optimierung des
Newtons auf
Fokalfotografie muss deshalb der Brennpunkt mindestens ca. 100mm
über der äußeren Tubuswand liegen. Dadurch, sowie zur
gleichmäßigen Ausleuchtung des KB-Bildformats ist ein
größerer Fangspiegel erforderlich.
Natürlich will man mit einem Allround-Teleskop beide Anwendungen abdecken, und möglichst wenig Kompromisse machen. Deshalb wurde ein System konzipiert, dass mit relativ wenig Aufwand zwischen beiden Betriebsarten umgerüstet werden kann. Im Idealfall soll dabei auch die Kollimation der Optik erhalten bleiben.
Das Teleskop hat also zwei
Betriebsarten:
Die Funktionsweise der Hauptspiegel-Zelle ist wie folgt:
Die Trägerplatte des Spiegels lässt sich über 3
Führungen in Längsrichtung um 45mm verschieben. In der oberen
und der unteren Position gibt es je 3 Justierschrauben für die
Kollimation. Zentral greift an der Trägerplatte von der
Rückseite der Zelle eine kurze Zugschraube oder eine lange
Druckschraube an, wodurch die Trägerplatte gegen die jeweiligen
Justierschrauben gedrückt wird.
Das folgende Foto zeigt links die
untere (hintere, visuelle)
Position, und rechts die obere (vordere, fotografische) Position der
Trägerplatte. Der Spiegel selbst wird mit einer 9-Punkt Auflage
nach hinten abgestützt, und nach vorne mit 2 Bügeln gehalten.
3 Exzenterbolzen ermöglichen die radiale Ausrichung des
Spiegels.
Zentral in der hinteren Abdeckplatte wird eine der beiden
Spannschrauben von Hand eingeschraubt. Durch die Vorspannkraft liegt
die Trägerplatte immer an den Justierschrauben an.
Hier ist der Umbau von visueller zu fotografischer Betriebsart
gezeigt. Die kurze Zugschraube (links) wird entfernt, die lange
Druckschraube wird eingedreht und nach vorne geschoben, und dann durch
Anziehen des Knopfes verspannt. Fertig.
Hier sind Zugschraube und Druckschraube zu sehen:
In der ersten Ausbaustufe war die
Spiegelzelle nach
hinten relativ luftdicht
abgeschlossen. Es war kein Lüfter zur schnelleren
Temperaturanpassung des Spiegels vorhanden. In einer der ersten
Nächte hat der Newton einen extrem detailreichen Jupiter gezeigt,
deshalb war ich davon überzeugt dass eine Belüftung nicht
erforderlich ist.
Während der letzten Jahre hat sich
jedoch bei einer Vielzahl von Newton-Nutzern die Erkenntnis
durchgesetzt, dass eine Zwangsbelüftung während der
Beobachtung hilfreich ist. Sie soll ein Warmluftpolster unmittelbar vor
der Spiegeloberfläche zerstören, und verhindern dass warme
Luft im Strahlengang die innere Tubuswand entlang nach oben steigt. Um
eine solche Belüftung zu realisieren wurden zwei nach außen
blasende Lüfter in die Rückwand der Spiegelzelle montiert.
Halterung des Fangspiegels:
Die Streben der Haltespinne treffen sich nicht exakt in der Mitte, sondern haben einen Versatz um 12mm. Dadurch erreicht man eine wesentlich größere Steifigkeit gegen Verdrehen des Fangspiegelhalters. Die Beugungserscheinungen sind identisch zur konventionellen Ausführung.
Der Zentralkörper der Spinne ist
längs zur Aufnahme des
Messing-Bolzens der Fangspiegelhalterung durchbohrt. Zusätzlich
wird mit zwei Paßstiften sichergestellt dass der FS-Halter
reproduzierbar an der Spinne montiert wird. Die 3 Justierschrauben
für den Fangspiegel befinden sich direkt am FS-Halter, sie
sind also für jeden Fangspiegel individuell vorhanden.
Drehkranz für den vorderen
Tubusteil:
Einer der größten Nachteile
eines parallaktisch
montierten Newtons ist die Notwendigkeit den Tubus immer wieder in den
Rohrschellen zu drehen, wenn sich die Blickrichtung am Himmel
wesentlich ändert. Der Okularauszug zeigt dann bekanntlich immer
in eine andere Richtung, und ist häufig nicht einsehbar.
Im einfachsten Fall ist der Tubus mit zwei Rohrschellen an der
Montierung befestigt, die man dann zur Drehung des Tubus lockert. Mit
mehr oder weniger großer Anstrengung lässt sich dann
das Rohr in den Schellen drehen. Bessere Ausführungen verwenden
Teflon-Gleitbeläge in den Schellen.
Ein erster Ansatz beruhte auf einer
Schellen-Lösung, wobei die Schellen
eine Wälzlagerung oder Laufrollen beinhaltet hätten, um ein
leichtes und dennoch spielfreies Drehen bei hoher Steifigkeit der
Anordnung zu ermöglichen. Jedoch fand ich keine überzeugende
Lösung, die ich mit meinen Fertigungsmöglichkeiten
hätte umsetzen können.
Bei einer alternativen Lösung
befindet sich die Dreheinrichtung
am vorderen Tubusteil, so dass in diesem Fall nur der Okularauszug,
Fangspiegel und Sucher gedreht werden. Hier hat man den Vorteil dass
die auftretenden Kräfte wesentlich kleiner sind, und sich
mechanische Ungenauigkeiten wegen des kürzeren Abstands zum Fokus
weniger stark in der Bildebene auswirken.
Ein Nachteil ist hierbei jedoch die Rotationsbewegung innerhalb der
kollimierten Optik. Es muss also sichergestellt sein dass die
Kollimation bei Drehung des vorderen Teils nicht verloren geht.
Der feststehende Tubusteil wird nicht
über Rohrschellen mit der
Montierung verbunden, sondern über eine fest am Tubus montierte
Prismenschiene.
Bin mal gespannt ob die Sache wie
gewünscht funktioniert...
Versteifung und Befestigung des
Tubus:
In den vergangenen Monaten hatte ich
bereits einige Voruntersuchungen, z.B. FEM-Berechnungen, zu einer
passenden
Selbstbau-Montierung für den Newton
durchgeführt. Insbesondere standen dabei die Strukturelemente der
Montierung (z.B. Achsen, Lagergehäuse, Stativ) bezüglich
ihrer Verformung im Vordergrund.
Ebenso wichtig wie die Steifigkeit der
Montierung ist aber auch der Tubus
selbst, sowie vor allem die Verbindung des Tubus mit der Montierung.
Ich verwende einen Hartpapier-Tubus mit einer Wandstärke von 3mm,
der bereits recht steif ist im Vergleich zu dünnwandigen
Alu-Tuben. Trotzdem war eine FEM-Analyse zur Verformung des Tubus
aufschlussreich.
Man kann davon ausgehen dass im normalen Betrieb vor allem die Bildbewegungen stören, die beim Fokussieren entstehen. Deshalb sollte die gesamte Teleskopstruktur eine möglichst hohe Steifigkeit aufweisen, damit das Bild beim Fokussieren möglichst ruhig steht. Die Analyse des reinen HP-Rohres zeigte eine Nachgiebigkeit des Tubus, die deutlich größer ist als mein selbst gesetztes Ziel für die parallaktische Montierung. D.h. der Tubus wäre die Schwachstelle des gesamten Systems im Hinblick auf die Steifigkeit gewesen.
Durch Einfügen von zwei
Versteifungsringen aus Alu, und
einer Verbreiterung der Befestigungsbasis des Tubus an der
Prismenschiene
verbesserte sich das Verhalten ganz erheblich. Das folgende Foto
zeigt die Bauteile im Bereich der Tubusbefestigung (ohne den Tubus
selbst).
Der Okularauszug nach
Crayford-Prinzip:
Wieso sind gute Fokussierer eigentlich
so teuer? Kann man das
nicht für wenig Geld selber machen? Man kann, aber es ist ein ganz
schöner Aufwand...
Das Crayford-Prinzip bei Okularauszügen basiert auf 4 Rollen und
einer Andruckwelle. Die verschiebbare innere Hülse des Auszugs
läuft auf den 4 Rollen, die Welle übt die erforderliche
Andruckkraft aus. Über Reibung wird die Hülse festgehalten,
bzw. bei Drehung der Welle kontrolliert verschoben.
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